Presse

Der Bluff mit dem Fleisch

29.04.08

 

Heimische Bauern, die Fleisch produzieren, geraten immer stärker unter Druck, während ausländische Ware als "made in Austria" angeboten wird.

Im Vorjahr gab es etliche Alarm-Schreie der Österreichischen Milchbauern. 2008 könnten nun die heimischen Fleisch-Lieferanten gehörig unter Preisdruck kommen.

Nur mehr ein Fünftel. Für ein Kilo Schweinefleisch etwa lukrieren sie derzeit 1,14 Euro. Das ist - inflationsbereinigt - gerade einmal ein Fünftel des Schweinepreises vor 30 Jahren, als er 30 Schilling (also 2,20 Euro) betrug. Für ein Kilo Stierfleisch bekommen sie 2,90 Euro, wobei es vor 30 Jahren noch 60 Schilling wert war.

"Etikettenschwindel". Der 31-jährige Moosburger Bio-Bauer Manfred Muhr, Sprecher des Interessensgemeinschaft (IG) Fleisch in Kärnten, macht vor allem den "Etikettenschwindel" mit dem heimischen Fleisch dafür verantwortlich. "Mehr als zwei Millionen Schweine, die später als österreichischische Ware ausgegeben werden, werden jährlich importiert. Das ist ein Drittel des in Österreisch verarbeiteten Schweinefleisches", empört er sich.

Die Sache ist völlig legal, denn es gilt als "made in Austria", wessen Wertschöpfung zu mehr als 50 Prozent in Österreich erwirtschaftet wurde. Da muss der "Rohstoff" - also das Fleisch - nicht unbedingt dazugehören.

Einbürgerung. Laut Muhr werden am Klagenfurter Schlachthof pro Woche 800 deutsche und 250 slowenische Schweine "eingebürgert, nachdem sie lebend bei minus elf Grad angeliefert wurden, wodurch die Tiere am Hänger anfrieren".

Nicht genug Schweine in Kärnten. Die konkreten Mengen sind laut Schlachthof-Chef Gerhard Stürzenbecher zwar falsch. Er leugnet jedoch nicht den Import hunderter ausländischer Tiere, denn "wir müssen den Betrieb auslasten. Es gibt nicht genug Schweine in Kärnten". Stürzenbechers Zusatz: "Deutsche Schweine sind übrigens weder billiger noch schlechter als die unseren. Und das Klima im Transporter ist das selbe wie in einem Stall, der ja auch nicht geheizt ist."

Mehr Geld. Muhr und die IG Fleisch wollen nun dafür kämpfen, dass die heimischen Fleischproduzenten mehr Geld bekommen. Konkret für ein Kilo Schweinefleisch 2,50 Euro und für ein Kilo Stierfleisch fünf Euro.

Wahnsinn.
Andernfalls würde die Branche weiter in sich zusammenschrumpfen und noch mehr Fleisch aus dem Ausland geholt werden müssen. Schon zwischen 1995 und 2005 verringerten die Rinder-Betriebe ihre Tiere um 300.000, die schweinebauern ihre Tiere um 700.000. Muhr: "Ein volkswirtschaftlicher Wahnsinn."

EVA GABRIEL


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