Presse

Dänische Schweine werden eingebürgert

19.12.07

 

Schweine und Rinder dürfen nach der Schlachtung zu Österreichern "gestempelt" werden. Die IG-Fleisch will diese Praxis abschaffen und bessere Preise für die Bauern.

Wien (SN-VeGa). Die IG-Fleisch hat ehrgeizige Ziele. Sie will den Etikettenschwindel beim Fleisch beenden und für die Bauern bessere Preise herausholen. "Wo Österreich drauf steht, muss auch Österreich drin sein", fordert IG-Fleisch-Gründer Leo Steinbichler. Derzeit sei es nämlich durch das Fleischuntersuchungsgesetz gedeckt, dass Rinder und Schweine, die aus dem Ausland nach Österreich eingeführt werden, nach der Schlachtung eingebürgert werden. "Dann bekommt das Fleisch einen österreichischen Stempel und die Herkunft ist verschleiert", berichtet Schweinezüchter Franz Schachinger.

Mit dieser "konsumententäuschenden Praxis" will die IG-Fleisch aufräumen. Dazu werde das Gespräch mit den zuständigen Ministern Josef Pröll und Andrea Kdolsky gesucht.

Derzeit werden eine Million Schweine vorwiegend aus Holland, Dänemark oder Deutschland transportiert. Dazu kommen mehr als 100.000 Rinder, die lebend aus Polen, Tschechien, Georgien oder der Ukraine nach Österreich gekarrt werden. "Doch davon weiß der Konsument nichts. Er glaubt, dass er österreichisches Qualitätsfleisch kauft", erklärt Steinbichler. "Wir dürfen unsere Nahrungsmittel nicht länger dem grenzenlosen Import überlassen."

So berichten die Vertreter der IG-Fleisch, dass der bekannte Tiroler Speckproduzent Handl sein Fleisch vorzugsweise aus Dänemark bezieht. Bei einem Umsatz von 90 Mill. Euro und hohen Exportanteil sei es gar nicht möglich, dass Handl seinen Bedarf mit heimischen Schweinehälften abdecken könne. Bei Handl bestätigt man, dass Schweine aus Dänemark und Deutschland bezogen werden.

In Summe werden fünf Millionen Schweine und knapp 400.000 Rinder in Österreich konsumiert.

Die Zahl der heimischen Viehzüchter geht kontinuierlich zurück. Gab es 1995 noch 107.000 Schweine- und 116.000 Rinderbauern, waren es zehn Jahre später nur noch 53.000 und 82.000. Die Bauern, die sich in der IG-Fleisch formiert haben, gehen davon aus, dass deren Zahl mittlerweile wieder um 15 Prozent gesunken ist.

"Mit der Schweinezucht schreibe ich trotz Agrarförderungen rote Zahlen. Es stellt sich für mich die Frage, entweder gebe ich den Betrieb auf oder ich lebe von der Substanz." Schweinezüchter Robert Gremel klagt über den Preisverfall im heurigen Jahr. Die Landwirte würden bei den niedrigen Fleischpreisen mit dem Rücken an die Wand gedrängt. Derzeit bekommen die Bauern lediglich 1,16 Euro pro Kilogramm Schwein. 1977 war es beinahe doppelt so viel. Gleichzeitig seien aber die Kosten explodiert, erklärt Schweinebauer Stefan Wurm.

Die IG-Fleisch will bis Ende des nächsten Jahres zumindest wieder das Preisniveau der 70er-Jahre erreichen. Derzeit hat die Interessengemeinschaft 500 Mitglieder, im nächsten Jahr sollen weitere 1500 dazukommen, hofft Steinbichler. Der streitbare Landwirt wurde wegen der IG-Fleisch-Gründung aus Bauernbund und Landwirtschaftskammer ausgeschlossen.

Quelle: http://www.salzburg.com/nwas/archiv_artikel.php?xm=3428303&res=13


(c) Interessensgemeinschaft für Qualität aus Österreich (IG-Fleisch) - 4844 Regau Nr. 22 - BH Vöcklabruck
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