Presse

Importieren wir die Blauzungenkrankheit?

07.05.08

 

LINZ. Oberösterreichische Bauern fürchten einen Import der Blauzungenkrankheit über Lebendviehtransporte aus Tschechien. Eine Ausbreitung der - für Menschen ungefährlichen - Seuche nach Österreich würde in der heimischen Landwirtschaft enormen finanziellen Schaden anrichten.

Bauernvertreter und die Grünen haben am Donnerstag wegen der in mehreren Ländern aufgetretenen Blauzungenkrankheit ein Importverbot von Schlachtvieh gefordert. Befürchtet werde eine Übertragung der Erkrankung durch Tiertransporte, erklärten oberösterreichische Vertreter der Landwirtschaftsorganisationen bei einer Pressekonferenz in Linz. Auch die Grünen kritisierten in einer Aussendung, dass Importe von lebendem Vieh aus Sperrzonen in Tschechien nicht explizit ausgeschlossen werden könnten.

Keine Ansteckungsgefahr für Menschen
Die Blauzungenkrankheit ist eine Viruskrankheit der Rinder, Schafe und Ziegen und wildlebender Wiederkäuer. Sie kann bis zum Tod des befallenen Vieh führen. Für Menschen ist sie nicht ansteckend, es ist auch keine Ansteckung von Tier zu Tier möglich. Übertragen wird sie vielmehr hauptsächlich durch Stechmücken. Wo die Krankheit auftritt, müssen eine Schutzzone mit 100 Kilometer Radius und eine Überwachungszone mit 150 Kilometer Radius eingerichtet werden. Der Tierverkehr darin ist nur eingeschränkt möglich, beispielsweise mit einer Bescheinigung der Unbedenklichkeit durch einen Amtstierarzt.

Österreich bisher blauzungenfrei
In Österreich sei die Krankheit noch nie aufgetreten, so IG-Fleisch-Vertreter Leo Steinbichler, Franz Hochegger von den SPÖ Bauern, Karl Keplinger vom Unabhängigen Bauernverband und Horst Wagenhofer von den Freiheitlichen Bauern. Laut dem Grünen Landwirtschaftssprecher Wolfgang Pirklhuber gebe es derzeit nur in Vorarlberg und einigen Bezirken Tirols Überwachungszonen wegen Krankheitsfällen im grenznahen Deutschland.

Virus-Import aus Tschechien?
Pirklhuber und die Bauernvertreter verwiesen darauf, dass lebende Tiere aus dem betroffenen Tschechien in heimische Schlachthöfen transportiert und dort geschlachtet würden. Dabei könnten nur einen Millimeter große Stechmücken im Fell oder im Ohr mitreisen und so die Krankheit einschleppen. Ein Ausbrechen der Erkrankung in Österreich würde einen dramatischen Preissturz bei Fleisch und enormen finanziellen Schaden für die heimischen Bauern nach ziehen, befürchteten sie.

Wo Österreich draufsteht
Sie verlangen deshalb ein Verbot von Lebendviehtransporten aus Sperrzonen, die Schlachtung sollte im Ursprungsland erfolgen. Gefordert wurde darüber hinaus, die fleischverarbeitende Industrie solle überhaupt Importe aus Seuchenzonen stoppen. Wo Österreich draufstehe, müsse auch 100 Prozent österreichische Rohware drinnen sein, so die Bauernvertreter. Mit dem AMA-Gütesiegel sei zwar ein Anfang geschaffen worden, aber nur knapp drei Prozent der Waren wären damit ausgestattet. Es sei außerdem meistens nur sehr klein oder an der Unterseite der Verpackung angebracht und es gebe viele andere Kennzeichnungen, die sich allesamt ähnlich sehen würden. Durch Importe würde ein künstlicher Überschuss und ein Preisdruck auf die Erzeuger verursacht.

Bauernbund: "Verunsicherungstaktik"
Der oberösterreichische Bauernbund-Landesobmann Hannes Herndl übte in einer Presseaussendung am Donnerstagabend heftige Kritik an der "Verunsicherungstaktik" von Franz Hochegger von den SPÖ-Bauern. Herndl sprach von einer "scheinheiligen Allianz", die durch eine einzige Seuchenmeldung großen Schaden verursache. "Wer mit solchen Themen punkten will, soll den Rinderbauern auch Lösungen vorlegen, wenn Absatzzahlen zurückgehen."


© apa/nachrichten.at


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